HPV-Impfung bei Jungen – je früher, desto besser

HPV-Impfung bei Jungen – je früher, desto besser

HPV betrifft nicht nur Mädchen und Frauen, sondern auch Jungen und Männer. Bislang sind in Deutschland nicht genug 9–17-jährige Jungen, aber auch Mädchen, vollständig gegen HPV geimpft. Hier finden Sie 5 Gründe, warum die HPV-Impfung auch für Jungen so wichtig ist.

Ein junger Junge bekommt eine Impfung in den Oberarm verabreicht. Eine medizinische Fachkraft in blauer Kleidung mit Stethoskop und weißen Einweghandschuhen hält die Spritze und injiziert vorsichtig den Impfstoff. Die Szene spielt sich in einem hellen, freundlichen Raum ab und vermittelt eine ruhige, professionelle Impfsituation.

Die Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) ist die wichtigste Präventionsmaßnahme, um bestimmten HPV bedingten Erkrankungen vorbeugen zu können.1 Den größtmöglichen Nutzen zieht man aus der HPV-Impfung, wenn noch kein Kontakt mit HPV stattgefunden hat.2 Je jünger die Geimpften zum Zeitpunkt der Impfung sind, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass bereits eine Infektion vorliegt.3 Die STIKO empfiehlt die HPV-Impfung zur Reduktion der Krankheitslast durch bestimmte HPV-bedingte Tumore für alle Kinder und Jugendlichen im Alter von 9 bis 14 Jahren.4 Versäumte Impfungen sollen bis zum Tag vor dem 18. Geburtstag nachgeholt werden.4 Doch: In Deutschland sind bislang zu wenig Jungen geimpft.5 Hier können Arztpraxen und vor allem MFAs entscheidend dazu beitragen, die Impfquote zu verbessern.

Fünf gute Gründe, warum die HPV-Impfung auch für Jungen so wichtig ist

1. HPV-bedingte Erkrankungen bei Jungen & Männern können schwerwiegend sein

HPV-Infektionen und die damit verbundenen Erkrankungen können nicht nur Mädchen und Frauen, sondern auch Jungen und Männer betreffen. Dazu zählen zum Beispiel auch Genitalwarzen: Diese stellen die häufigste HPV-assoziierte Erkrankung im äußeren anogenitalen Bereich dar.1 Etwa jeder 10. Mann erkrankt im Laufe seines Lebens daran.6 Bei Männern können sie am Penis, Hodensack oder im Analbereich vorkommen.1 Auch wenn sie gesundheitlich meist harmlos sind, können sie das seelische Wohlbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen.1,7,8 Doch HPV kann auch ernstere Folgen haben: Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 3.000 Männer an HPV-bedingten Krebsarten.2 Zum Beispiel traten in Deutschland im Jahr 2021 bei Männern geschätzt 700 bis 733 Fälle von HPV-bedingtem Analkrebs auf.9

2. Das Infektionsrisiko bleibt ein Leben lang bestehen

Infektionen mit HPV gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen.1 Sie sind sowohl bei der Frau als auch beim Mann weltweit sehr verbreitet und können während des gesamten Lebens auftreten.1,10,11 So infizieren sich die meisten sexuell aktiven Menschen mindestens einmal in ihrem Leben mit HPV.12

3. Nach einer natürlichen HPV-Infektion bilden Jungen und Männer nur selten schützende Antikörper

Nach einer HPV-Infektion entwickeln Männer nur selten nachweisbar Antikörper gegen das HP-Virus.13 Das zeigt eine internationale prospektive Studie, die zwischen 2005 und 2009 durchgeführt wurde und Männer im Alter von 18 bis 70 Jahren einschloss.13 Das Ergebnis lautete: Männer bilden nach einer HPV-Infektion nur selten Serum-HPV-Antikörper (7,7 %).13 Das bedeutet: Sie können sich erneut anstecken.13

4. HPV wird häufiger von Frauen auf Männer übertragen als umgekehrt

HP-Viren werden von Mensch zu Mensch übertragen.2 Die Ansteckung erfolgt über den unmittelbaren Kontakt mit infizierten Haut- und Schleimhautbereichen.2 Über kleinste, oftmals nicht sichtbare Verletzungen der Haut bzw. Schleimhaut kann das Virus in die Zellen der Haut bzw. Schleimhaut eindringen und diese infizieren.2 Eine Infektion ist bereits beim ersten sexuellen Kontakt möglich.2,14 Für Jungen ist besonders relevant, dass die HPV-Übertragungsrichtung nicht gleich verteilt ist: Die HPV-Übertragung von Frauen auf Männer erfolgte häufiger als die Übertragung von Männern auf Frauen.15

5. Herdenimmunität wirkt in beide Richtungen: Geimpfte Jungen schützen ungeimpfte Mädchen – und umgekehrt

Der Anteil HPV-positiver Männer bleibt über das ganze Leben hinweg nahezu unverändert hoch.12 Ungeimpfte Jungen und Männer tragen dadurch nicht nur ein eigenes Risiko für HPV-bedingte Erkrankungen, sondern können das Virus auch über viele Jahre weitergeben.2

Durch den sogenannten Herdeneffekt der HPV-Impfung beider Geschlechter gleichermaßen können geimpfte Jungen auch ungeimpfte Mädchen vor Infektionen schützen – genauso wie geimpfte Mädchen ungeimpfte Jungen.16 Die Herdenimmunität wirkt also in beide Richtungen.

Ein weiterer wichtiger Grund für die HPV-Impfung von Jungen ist ihr individueller Nutzen: Durch die HPV-Impfung können auch Jungen selbst bestimmten HPV-bedingten Erkrankungen vorbeugen. Sie sind damit unabhängig von einem möglichen Gemeinschaftsschutz, der entsteht, wenn viele Mädchen geimpft sind.2

Ihre Praxis kann zur Aufklärung über HPV und die Möglichkeit einer HPV-Impfung beitragen!

Auch Sie können helfen, die Impfquoten zu verbessern und Impfungen nachzuholen, damit mehr Mädchen und Jungen sowie Frauen und Männer von der Impfung profitieren können. Sehen Sie sich unsere Maßnahmen-Liste an und machen Sie den Check!

Was MFAs jetzt konkret tun können

  • Kontrollieren Sie regelmäßig den Impfstatus in den Patient:innenakten und markieren Sie fehlende HPV-Impfungen für das Team.
  • Nutzen Sie Routinetermine – etwa Vorsorge- oder Akutbesuche – für den Hinweis auf die HPV-Impfung bei Jugendlichen und Erwachsenen.
  • Sprechen Sie Eltern, Jugendliche und Erwachsene aktiv an, ob der HPV-Impfstatus bekannt oder vollständig ist.
  • Halten Sie Informationsmaterial bereit – gedruckt oder digital – und geben Sie es gezielt weiter.
  • Bieten Sie aktiv Impftermine an, wenn eine Impflücke besteht – am besten direkt im Anschluss an den Arztbesuch.
  • Thematisieren Sie die Kostenübernahme: Zwischen 9 und 17 Jahren ist die HPV-Impfung eine Kassenleistung; viele Krankenkassen erstatten sie jedoch auch bei Erwachsenen.
  • Ermutigen Sie Patient:innen über 18 Jahre, sich bei der Krankenkasse nach einer Kostenübernahme zu erkundigen.
  • Verweisen Sie Ihre Patient:innen auf www.entschiedengegenkrebs.de. Dort erhalten sie Informationen zu HPV sowie zur Kostenerstattung durch die jeweilige Krankenkasse

Mehr wissen?

Abkürzungen

HPV: Humane Papillomviren
STIKO: Ständige Impfkommission 

Quellen

  1. RKI. RKI-Ratgeber Humane Papillomviren; Erstveröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin 27/2018. Letzte Aktualisierungen: Dezember 2023 [abgerufen am 14.10.2025]. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_HPV.html?nn=16777040.
  2. Robert Koch-Institut. Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu HPV-Impfung und HPV-Infektion; Stand: 07.07.2025 [abgerufen am 14.10.2025]. Verfügbar unter: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQs/DE/Impfen/HPV/FAQ-Liste_HPV_Impfen.html?nn=16906560.
  3. Rostami Varnousfaderani M et al. Optimizing HPV vaccine effectiveness: impact of vaccination age and dose schedule on immunogenicity and cervical cancer prevention. Front Public Health 2025; 13:1544220.
  4. Robert Koch-Institut (RKI). Ständige Impfkommission. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2025 Epid Bull 2025;4:1- 75; 2025 [abgerufen am 14.10.2025]. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2025/04_25.pdf?__blob=publicationFile&v=7.
  5. Robert Koch-Institut (2025). VacMap – Dashboard zum Impfgeschehen in Deutschland [abgerufen am 14.10.2025]. Verfügbar unter: https://public.data.rki.de/t/public/views/VacMap/HPV_Maindashboard?%3Aembed=y&%3Atabs=n.
  6. Joura EA, Joura MI. Warum ist die HPV-Impfung von Jungen sinnvoll? Der Gynäkologe 2021; 54(11):796–800.
  7. Lacey CJN et al. Chapter 4: Burden and management of non-cancerous HPV-related conditions: HPV-6/11 disease. Vaccine 2006; 24 Suppl 3:S3/35-41.
  8. Dominiak-Felden G et al. Impact of human papillomavirus-related genital diseases on quality of life and psychosocial wellbeing: results of an observational, health-related quality of life study in the UK; BMC Public Health 2013, 13: 1065 [abgerufen am 18.09.2025]. Verfügbar unter: http://www.biomedcentral.com/1471-2458/13/1065.
  9. Robert Koch Institut (RKI), Zentrum für Krebsdatenregister. Wie viele Krebserkrankungen in Deutschland lassen sich auf eine HPV-Infektion zurückführen?; 2025 [abgerufen am 14.10.2025]. Verfügbar unter: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/ZfKD/Projekte/Projekte_Schwerpunkte/HPV.html.
  10. Bruni L et al. Cervical human papillomavirus prevalence in 5 continents: meta-analysis of 1 million women with normal cytological findings. J Infect Dis 2010; 202(12):1789–99.
  11. Han JJ et al. Prevalence of Genital Human Papillomavirus Infection and Human Papillomavirus Vaccination Rates Among US Adult Men: National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) 2013-2014: (inkl. Supplementary Online Content). JAMA Oncol 2017; 3(6):810–6.
  12. Bruni L et al. Global and regional estimates of genital human papillomavirus prevalence among men: a systematic review and meta-analysis. Lancet Glob Health 2023; 11(9):e1345-e1362.
  13. Giuliano AR et al. Seroconversion Following Anal and Genital HPV Infection in Men: The HIM Study. Papillomavirus Res 2015; 1:109–15.
  14. Robert Koch-Institut. Faktenblatt HPV-Impfung; 2019 [abgerufen am 14.10.2025]. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Themen/Infektionskrankheiten/Impfen/Informationsmaterialien/Faktenblaetter-zum-Impfen/HPV.html?nn=16910970.
  15. Malagón T et al. Sex- and Type-specific Genital Human Papillomavirus Transmission Rates Between Heterosexual Partners: A Bayesian Reanalysis of the HITCH Cohort. Epidemiology 2021; 32(3):368–77.
  16. Pimenoff VN et al. Ecological diversity profiles of non-vaccine-targeted HPVs after gender-based community vaccination efforts. Cell Host Microbe 2023; 31(11):1921-1929.e3.

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