Weltweite Strategien zur Eliminierung von Gebärmutterhalskrebs – wo steht Deutschland?
Weltweite Strategien zur Eliminierung von Gebärmutterhalskrebs – wo steht Deutschland?
Gebärmutterhalskrebs wird fast immer durch HPV verursacht und gilt als präventable Erkrankung. Ein wichtiger Baustein bei der Prävention von Gebärmutterhalskrebs ist die Impfung gegen HPV. Erfahren Sie mehr über Strategien zur Eliminierung des Gebärmutterhalskrebs, wo Deutschland steht und was Sie selbst tun können.

Gebärmutterhalskrebs: Der Krebs, der präventabel und heilbar sein kann
Gebärmutterhalskrebs zählt zu den häufigsten Krebsarten und Ursachen krebsbedingter Todesfälle bei Frauen weltweit.1 Allein in Deutschland starben 2022 über 1.400 Frauen daran.2 Doch Gebärmutterhalskrebs könnte präventabel und heilbar sein, sofern er frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden würde.1 In verschiedenen internationalen Studien zeigte sich bereits, dass die Einführung der Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) zu einer Reduktion des Risikos für Gebärmutterhalskrebs führen konnte.3,4
Globales Ziel: Eine Welt ohne Gebärmutterhalskrebs
Die WHO hat 2020 ein weltweites Ziel gesetzt: Gebärmutterhalskrebs soll langfristig eliminiert werden.5 Um dies erreichen zu können, hat die WHO drei klar definierte Ziele definiert (90-70-90), die bis 2030 erreicht werden sollen:5
- mindestens 90 % der Mädchen sollten bis zum Alter von 15 Jahren vollständig gegen HPV geimpft sein.
- 70 % der Frauen sollten sich bis zum Alter von 35 und nochmals bis zum Alter von 45 Jahren zur Früherkennung testen lassen.
- 90 % der betroffenen Frauen sollten eine passende Behandlung erhalten.

Abbildung modifiziert von MSD nach Daten der World Health Organization 2020, Global strategy to accelerate the elimination of cervical cancer as a public health problem.1
Europas Plan gegen (Gebärmutterhals-)krebs
Auch die Europäische Union (EU) strebt dieses Ziel an und fordert, dass bis 2030 mindestens 90 % aller Mädchen in der EU gegen HPV geimpft sind – und dass auch die Jungen-Impfquote deutlich steigt.6 Bis 2025 sollen 90 % der EU-Bevölkerung, die für ein Gebärmutterhalskrebs-Vorsorgeprogramm infrage kommen, ein Angebot zur Früherkennung erhalten.6
Deutschlands Strategie zur Prävention und Bekämpfung von Gebärmutterhalskrebs
Deutschland ist eines der Länder, das sich den WHO- und EU-Zielen verpflichtet hat.7
Das gesetzliche Früherkennungsprogramm für Zervixkarzinome ermöglicht jeder krankenversicherten Frau in Deutschland zwischen 20 und 34 Jahren einmal jährlich einen Zellabstrich der Zervix (PAP-Abstrich) zur Feststellung von Zellveränderungen.8 Seit Januar 2020 können Frauen ab 35 Jahren alle drei Jahre einen Test auf HP-Viren durchführen lassen, der mit einem PAP-Abstrich kombiniert wird.8
Die HPV-Impfung in Deutschland: Empfehlungen
Die wichtigste Präventionsmaßnahme gegen bestimmte HPV-bedingte Krebsarten ist die HPV-Schutzimpfung.9 Zur Reduktion der Krankheitslast durch bestimmte HPV-assoziierte Tumoren empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die HPV-Impfung als Standardimpfung für alle Jungen und Mädchen von 9–14 Jahren.10 Eine verpasste Immunisierung soll idealerweise bis zum Alter von 17 Jahren nachgeholt werden, ist aber auch später noch möglich.10
Die HPV-Impfung in Deutschland: Status quo
Trotz der STIKO-Empfehlung sind bislang nicht genug Kinder und Jugendliche im Alter von 9–17 Jahren in Deutschland vollständig gegen HPV geimpft: In Deutschland waren 2023 nur 55 % der 15-jährigen Mädchen und 34 % der 15-jährigen Jungen vollständig gegen HPV geimpft.11
Eine aktuelle Studie untersuchte, wie lange es in 22 europäischen Ländern vermutlich dauern wird, bis 90 % der 15-jährigen Mädchen vollständig gegen HPV geimpft sind.12 Drei Länder (Island, Norwegen, Portugal) haben das bereits geschafft.12 Sechs weitere Länder (Irland, Ungarn, Spanien, Schweden, Dänemark und die Schweiz) sind auf gutem Weg.12 Deutschland könnte das Ziel frühestens zwischen 2030 und 2040 erreichen.12 Um es bis 2030 zu schaffen, müsste die Impfquote jedes Jahr um fast 50 % steigen.12
Ihre Praxis kann Ihren Teil zur Aufklärung über HPV und die HPV-Impfung beitragen! Auch Sie können dabei helfen, die Impfquoten zu verbessern und Immunisierungen nachzuholen, sodass mehr Mädchen und Jungen sowie Frauen und Männer von einer Impfung zur Prävention von bestimmten HPV-bedingten Erkrankungen profitieren können. Sehen Sie sich daher unsere Maßnahmen-Liste an und machen Sie den Check!
Maßnahmen-Liste checken!
- Kontrollieren Sie regelmäßig den Impfstatus in den Patientenakten und markieren Sie fehlende HPV-Impfungen für das ärztliche Team.
- Nutzen Sie Routinetermine, um auf die HPV-Impfung hinzuweisen.
- Sprechen Sie Eltern und Jugendliche aktiv an, ob der HPV-Impfstatus bekannt oder vollständig ist.
- Halten Sie Informationsmaterial zur HPV-Impfung bereit – gedruckt oder digital – und geben Sie es gezielt weiter.
- Bieten Sie aktiv Impftermine an, wenn eine Impflücke besteht – auch gleich im Anschluss an den Arztbesuch.
Viele gesetzliche und auch private Krankenversicherungen erstatten die Kosten für die HPV-Impfung auch für erwachsene Frauen und Männer.
Abkürzungen
EU: Europäische Union
HPV: Humane Papillomviren
STIKO: Ständige Impfkommission
WHO: Weltgesundheitsorganisation
Quellen
- World Health Organization (WHO). Global strategy to accelerate the elimination of cervical cancer as a public health problem [abgerufen am 14.02.2025]. Verfügbar unter: https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/336583/9789240014107-eng.pdf?sequence=1.
- Zentrum für Krebsregisterdaten. Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) [abgerufen am 13.06.2025]. Verfügbar unter: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Gebaermutterhalskrebs/gebaermutterhalskrebs_node.html.
- Lei J et al. HPV Vaccination and the Risk of Invasive Cervical Cancer. N Engl J Med 2020; 383(14):1340–8.
- Kjaer SK et al. Real-World Effectiveness of Human Papillomavirus Vaccination Against Cervical Cancer. J Natl Cancer Inst 2021; 113(10):1329–35.
- World Health Organisation. Reaching 2030 cervical cancer elimination targets – New WHO recommendations for screening and treatment of cervical pre-cancer; 2021 [abgerufen am 09.07.2025]. Verfügbar unter: https://www.who.int/news-room/events/detail/2021/07/06/default-calendar/reaching-2030-cervical-cancer-elimination-targets.
- Europäische Kommission. Europas Plan gegen den Krebs: Neue Maßnahmen für einen besseren Zugang zu Prävention, Früherkennung, Behandlung und Versorgung bei Krebs 2022; 2022 [abgerufen am 09.07.2025]. Verfügbar unter: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_22_702.
- Takla A et al. Schulimpfprogramme als Lösung zur Steigerung der HPV-Impfquoten in Deutschland? – Entwicklung der Impfquoten in einer hessischen Modellregion mit Schulimpfprogramm, Epid Bull 2022;20:3-11; 2021 [abgerufen am 21.03.2025]. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2022/20_22.pdf?__blob=publicationFile&v=1.
- Krebsinformationsdienst. Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung; 2021 [abgerufen am 09.07.2025]. Verfügbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/gebaermutterhalskrebs/frueherkennung.php.
- RKI. RKI-Ratgeber Humane Papillomviren; Erstveröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin 27/2018. Letzte Aktualisierungen: Dezember 2023 [abgerufen am 04.07.2025]. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_HPV.html?nn=16777040.
- Robert Koch-Institut (RKI). Ständige Impfkommission. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2025 Epid Bull 2025;4:1- 75; 2025 [abgerufen am 04.07.2025]. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2025/04_25.pdf?__blob=publicationFile&v=7.
- Rieck T et al. Impfquoten in Deutschland – aktuelle Ergebnisse aus dem RKI-Impfquotenmonitoring Epid Bull 2024;50:3-10; 2024 [abgerufen am 09.07.2025]. Verfügbar unter: https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/12350.3/EB-50-2024_10-25646-12956-3.pdf?sequence=6&isAllowed=y.
- Gountas I et al. Estimating the time required to reach HPV vaccination targets across Europe. Expert Rev Vaccines 2024.
DE-NON-02024 07/25
