Risiken erkennen: Impfungen im 1. Lebensjahr

Risiken erkennen: Impfungen im 1. Lebensjahr

Viele Kinderimpfungen sind schon im frühen Lebensalter empfohlen; die ersten bereits einige Wochen nach der Geburt. Eine frühe Impfung von Säuglingen und Kleinkindern ist sinnvoll, weil sich das empfohlene Impfalter an der Risikosituation des zu schützenden Kindes orientiert.1

Kleinkind mit Geburtstagskrone zum 1. Geburtstag sitzt im Hochstuhl an einem Tisch, auf dem ein Geburtstagskuchen mit einer Kerze steht.

Infektionskrankheiten wie Röteln, Masern und Keuchhusten sind hochansteckend, können sich rasant ausbreiten und schwere Folgen nach sich ziehen.2

  • Für Neugeborene kann eine Erkrankung an Keuchhusten ggf. lebensbedrohlich werden. Insbesondere im 1. Lebensjahr kann es bei einer Keuchhusten-Erkrankung zu Komplikationen kommen, wie etwa Lungen- / Mittelohrentzündungen und selten auch Krampfanfälle. Zudem können Atemaussetzer zu einem Sauerstoffmangel führen, der das Gehirn schädigen kann. Dies kann bleibende Schäden wie Lähmungen, Seh-, Hör- und geistige Störungen verursachen. Besonders gefährdet sind Säuglinge unter 6 Monaten.3
  • Aufgrund der möglichen Komplikationen sind Masern keine harmlose Krankheit.4 Im Vergleich zu anderen Altersgruppen erkranken Kinder unter 1 Jahr und 1-jährige Kinder besonders häufig an Masern. Die Masern-Erkrankung führt zu einer vorübergehenden Schwächung des Immunsystems, die Monate oder sogar Jahre andauern kann.5
  • Pneumokokken können nicht nur zu akuten Infekten der oberen (Nasennebenhöhlenentzündung, Mittelohrentzündung) und unteren Atemwege (Lungenentzündung) führen, sondern auch zu schwerwiegenden invasiven Infektionen (IPD;6 Hirnhautentzündung, Bakteriämie7). Das Risiko für eine schwer verlaufende Pneumokokken-Erkrankung ist u. a. altersabhängig. Besonders gefährdet sind u. a. Kinder in den ersten beiden Lebensjahren.6
  • Rotaviren sind sehr ansteckend und zählen zu den weltweit häufigsten Durchfallerregern bei Säuglingen und Kleinkindern. Ein mit einer Rotaviren Gastroenteritis einhergehender Brechdurchfall kann gerade bei jüngeren Kindern mit teils erheblichen, lebensbedrohlichen Flüssigkeitsverlusten einhergehen, die eine Flüssigkeitssubstitution im Krankenhaus notwendig machen kann.8
  • Die Symptome von RSV-Infektionen reichen von einer einfachen Atemwegsinfektion bis zu einer schweren beatmungspflichtigen Erkrankung. Eine Infektion kann symptomlos verlaufen, führt bei einer Erstinfektion jedoch fast immer zu deutlichen Symptomen. Diese können auf die oberen Atemwege beschränkt sein, aber insbesondere bei Säuglingen können auch die tiefen Atemwege betroffen sein (z. B. Lungenentzündungen).9

Für einige impfpräventable Infektionskrankheiten konnten in den letzten Jahren immer wieder Ausbrüche beobachtet werden. Aktuell ist ein Anstieg verschiedener impfpräventabler Infektionskrankheiten in Deutschland zu beobachten, darunter u. a. Keuchhusten und Windpocken (Abbildung 1) sowie Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) (Abbildung 2).10

Balkendiagramm, bei dem die X-Achse die Infektionskrankheit und die Y-Achse die Anzahl gemeldeter Fälle abbilden.
Balkendiagramm, bei dem die X-Achse die Infektionskrankheit und die Y-Achse die Anzahl gemeldeter Fälle abbilden.
Balkendiagramm, bei dem die X-Achse die Infektionskrankheit und die Y-Achse die Anzahl gemeldeter Fälle abbilden.
Balkendiagramm, bei dem die X-Achse die Infektionskrankheit und die Y-Achse die Anzahl gemeldeter Fälle abbilden.

Beim Blick auf Zahlen aus der SurvStat-Datenbank des RKI fällt auf, dass in den letzten Jahren mehr Kinder im Alter von ≤ 1 Jahr von einer IPD betroffen waren als im Alter von 2 Jahren (Abbildung 3).11

Ein Balkendiagramm, bei dem die X-Achse das Saisonjahr und die Y-Achse die Anzahl gemeldeter IPD-Fälle abbilden.
Ein Balkendiagramm, bei dem die X-Achse das Saisonjahr und die Y-Achse die Anzahl gemeldeter IPD-Fälle abbilden.

Impfungen für Säuglinge & Kleinkinder im Überblick

Impfungen zählen zu den wichtigsten medizinischen Präventionsmaßnahmen. Um einen ausreichenden Impfschutz zu erzielen, ist es wichtig, die Impfungen der Grundimmunisierung bei Säuglingen und Kleinkindern frühzeitig zu beginnen und zeitgerecht abzuschließen. Erfahrungsgemäß werden Impfungen, die später als empfohlen begonnen werden, oft nicht zeitgerecht fortgesetzt.12

Laut STIKO sollten für die Grundimmunisierung u. a. folgende Impfungen und Immunisierungen mit monoklonalen Antikörpern (mAk) im 1. Lebensjahr abgeschlossen sein:12

  • Rotaviren#
  • 6-fach Impfung (Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Haemophilus influenzae Typ b [Hib], Poliomyelitis [Polio], Hepatitis B)
  • Meningokokken B (MenB) und C
  • Pneumokokken
  • Respiratorische Synzytial-Viren (RSV)

# Da mit zunehmendem Alter des zu impfenden Kindes möglicherweise das Komplikationsrisiko steigt, empfiehlt die STIKO dringend, die Impfungen frühzeitig abzuschließen. Die Impfserie sollte spätestens bis zum Alter von 12 Wochen begonnen werden und – je nach Impfstoff – vorzugsweise bis zum Alter von 16 bzw. 20 bis 22 Wochen abgeschlossen sein, spätestens jedoch bis zum Alter von 24 bzw. 32 Wochen.12

Tabelle, deren Spalten das Alter in Wochen bzw. Monaten und deren Zeilen die impfpräventablen Infektionskrankheiten abbilden.
Tabelle, deren Spalten das Alter in Wochen bzw. Monaten und deren Zeilen die impfpräventablen Infektionskrankheiten abbilden.

Gut zu wissen

Die STIKO empfiehlt bevorzugt Kombinationsimpfstoffe zu verwenden. Die Vorteile liegen dabei auf der Hand: Durch die Verwendung von Kombinationsimpfstoffen kann

  • die Anzahl der Injektionen reduziert,
  • das Impfziel früher erreicht und
  • die Akzeptanz von Impfungen gesteigert werden.12

Reinschauen lohnt sich!

 Datenstand 16. April 202510

Quellen

  1. Robert Koch-Institut (RKI). Faktensandwich zum Thema Kinderimpfungen. Fakt: Impfungen sind besonders bei Säuglingen und Kleinkindern wichtig. Stand: 24.04.2023. Online verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Themen/Infektionskrankheiten/Impfen/Informationsmaterialien/Impfmythen/Kinderimpfungen.html [eingesehen am 29.04.2025].
  2. Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG). Impfempfehlungen für Kinder (0 – 12 Jahre). Online verfügbar unter: https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-kinder-0-12-jahre/ [eingesehen am 29.04.2025].
  3. Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG). Keuchhusten. Informationen über Krankheitserreger beim Menschen – Impfen schützt! Stand 30.05.2024. Online verfügbar unter:https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/keuchhusten/ [eingesehen am 29.04.2025].
  4. Bundesministerium für Gesundheit. Impfpflicht soll Kinder vor Masern schützen. Stand 02.08.2022. Online verfügbar unter: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/impfpflicht.html [eingesehen am 29.04.2025].
  5. Robert Koch-Institut (RKI). Masern RKI-Ratgeber. Stand 14.11.2024. Online verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_Masern.html [eingesehen am 29.04.2025].
  6. Robert Koch-Institut (RKI). Schutzimpfung gegen Pneumokokken: Häufig gestellte Fragen und Antworten. Stand: 01.08.2024. Online verfügbar unter: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQs/DE/Impfen/Pneumokokken/FAQ-Liste_Pneumokokken_Impfen.html [eingesehen am 29.04.2025].
  7. Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am RKI. Epid Bull 2016;36:351-384.
  8. Robert Koch-Institut (RKI). Schutzimpfung gegen Rotaviren: Häufig gestellte Fragen und Antworten. Stand: 07.02.2024. Online verfügbar unter: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQs/DE/Impfen/Rota/FAQ-Liste_Rotavirus_Impfen.html [eingesehen am 29.04.2025].
  9. Robert Koch-Institut (RKI). RSV-Infektionen RKI-Ratgeber. Stand 08.08.2024. Online verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_RSV.html [eingesehen am 29.04.2025].
  10. Burdi S et al. Evaluation der Meldepflicht für schwere Clostridioides difficile-Erkrankungen in Deutschland 2017 – 2022. Epid Bull 2025;16:3-16.
  11. Robert Koch-Institut: SurvStat@RKI 2.0. https://survstat.rki.de/, Abfragedatum: 31.03.2025.
  12. Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2025. Epid Bull 2025;4:1-75.

DE-NON-05584 05/25

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