Chronische Grunderkrankungen: Auf den Impfschutz achten!
Chronische Grunderkrankungen: Auf den Impfschutz achten!
Was haben Patient:innen z. B. mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung und Diabetes gemeinsam? Sie alle haben ein erhöhtes Risiko für bestimmte durch Impfungen vermeidbare (impfpräventable) Infektionskrankheiten.1,2 Mehr darüber lesen Sie hier!

Immer mehr Menschen leben mit einer chronischen Erkrankung. Manche davon können mit einem erhöhten Risiko für impfpräventable Infektionen einhergehen.2 Dazu zählen u. a. Herz-Kreislauf- (kardiovaskuläre) Erkrankungen, die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)1 und Diabetes mellitus2. Wir stellen Ihnen im Folgenden 3 Patient:innengruppen mit chronischen Grunderkrankungen vor, die u. a. ein erhöhtes Risiko für Pneumokokken-Erkrankungen haben oder im Falle einer Pneumokokken-Erkrankung häufiger von einem schweren Krankheitsverlauf betroffensind.3
Personen mit chronischen Herzerkrankungen
Wer an einer kardiovaskulären Erkrankung leidet, hat ein erhöhtes Risiko für Influenza-Infektionen oder Pneumokokken-Erkrankungen. Diese wiederum sind mit einer erhöhten Krankheitslast (Morbidität) und Sterblichkeit (Mortalität) assoziiert.1 Bei Patient:innen mit Herzinsuffizienz sind
Atemwegsinfektionen/Lungenentzündungen (Pneumonien) ein häufiger Auslöser für Behandlungen im Krankenhaus. Dabei gehen Atemwegsinfekte oft mit Verschlechterungen der Grunderkrankung einher und sind mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko während des Krankenhausaufenthaltes verbunden.4
Umgekehrt ist Herzinsuffizienz ein unabhängiger Risikofaktor für die Mortalität bei ambulant erworbener Pneumonie. Bei der Mehrzahl der ambulant erworbenen Pneumonien gelten Pneumokokken als die ursächlichen Erreger. Daher empfiehlt die Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische Herzinsuffizienz 2019, dass Patient:innen mit Herzinsuffizienz eine Impfprophylaxe gegen Pneumokokken und gegen Influenza empfohlen werden sollen.4 Welche konkreten Empfehlungen die STIKO zur Indikationsimpfung gegen Pneumokokken und Influenza bei Personen mit chronischen Herzerkrankungen ausspricht, ist in folgender Tabelle zusammengefasst.

Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen
Chronische Atemwegserkrankungen gehen einerseits mit veränderten Abwehrmechanismen der Lunge einher und andererseits oft mit gleich mehreren Komorbiditäten, wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus und metabolischem Syndrom. Das gilt insbesondere für Patient:innen mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD).6 Eine COPD wird hauptsächlich durch chronische Entzündungen ausgelöst, die zu einer unumkehrbaren Verengung der Luftwege und einer fortschreitenden Abnahme der Lungenfunktion führt.1 Weil bei den Betroffenen die Selbstreinigungs-Mechanismen der Luftwege beeinträchtigt sind und in ihren Atemwegen die Produktion spezieller Moleküle, die die Anheftung von Viren und Bakterien an Zellen vermitteln, erhöht ist, können sie anfälliger für Atemwegsinfektionen sein.6 Hier sind vor allem Influenza- oder Pneumokokken-Infektionen der Lunge zu nennen.1
Gut zu wissen!
Auch Asthma-Patient:innen haben ein erhöhtes Risiko, an Influenza und Infektionen durch Pneumokokken zu erkranken. Daher empfiehlt die Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma, dass Patient:innen mit Asthma Impfungen gemäß den Empfehlungen der STIKO angeboten werden sollen.7
Worin sich das Asthma bronchiale und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) unterscheiden, verrät die folgende Tabelle.

Virale und bakterielle Infektionen der Lunge gelten bei Patient:innen mit chronischen Atemwegserkrankungen als Hauptursache einer Verschlimmerungen der Grunderkrankung, Krankenhausaufenthalten und Fortschreiten der Erkrankung. Bei COPD-Patient:innen haben Infektionen der Lunge einen großen Einfluss auf die Morbidität, Mortalität und die Kosten für die Gesundheitsversorgung. Impfungen sind für diese Risikogruppe daher eine wichtige Präventionsmaßnahme.7
Welche konkreten Empfehlungen die STIKO zur Indikationsimpfung gegen Pneumokokken, Influenza und Gürtelrose (Herpes zoster) bei Personen mit chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane wie COPD und Asthma bronchiale ausspricht, ist in folgender Tabelle zusammengefasst.

Personen mit Stoffwechselkrankheiten am Beispiel Diabetes mellitus
Menschen mit Diabetes mellitus sind anfälliger für Infektionen. Dabei haben Menschen mit Diabetes nicht nur ein erhöhtes Risiko für Infektionskrankheiten, wie z. B. Pneumonien, sondern tendenziell auch ein schlechteres Ergebnis bei der Behandlung von Infektionen.9 Doch was könnte der Grund dafür sein?
Vereinfacht gesagt, entsteht ein Diabetes mellitus infolge von Entzündungen in einem komplexen immunologischen Prozess. Die Insulinresistenz aufgrund der Hemmung der Insulin-vermittelten Signalweiterleitung führt zu einer Reihe von Immunantworten. Diese wiederum verstärken den Entzündungszustand, der unbehandelt letztlich in einem zu hohen Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie) resultieren kann.9 Verantwortlich für die Schwäche des Immunsystems von Menschen mit Diabetes gegenüber Krankheitserregern sind vermutlich:
- Defekte in der angeborenen Immunantwort
- und eine Fehlfunktion in der erworbenen Immunantwort.9
Welche konkreten Empfehlungen die STIKO zur Indikationsimpfung gegen Pneumokokken, Influenza und Herpes zoster bei Personen mit Diabetes mellitus ausspricht, ist in folgender Tabelle zusammengefasst.

Für Sie auch interessant:
Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, welche Patient:innen zur Risikogruppe mit unterdrücktem Immunsystem gehören, schauen Sie mal hier vorbei!
Mehr über das Thema Pneumokokken-Impfung und wer, wie, wann geimpft werden sollte, erfahren Sie in unserer praktischen Klappkarte, hier zum Download!
Quellen
- Kwetkat A, Heppner HJ. Comorbidities in the Elderly and Their Possible Influence on Vaccine Response. Interdiscip Top Gerontol Geriatr. 2020;43:73-85. DOI: 10.1159/000504491.
- Doherty M et al. Vaccination of special populations: Protecting the vulnerable. Vaccine. 2016;34(52):6681-90. DOI: 10.1016/j.vaccine.2016.11.015.
- Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am RKI. Stand: September 2016. Epid Bull 2016;37:385-406.
- Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische Herzinsuffizienz – Langfassung, 3. Auflage. Version 2 2019. AWMF-Register-Nr.: nvl-006. DOI: 10.6101/AZQ/000467.
- Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch- Institut 2022. Epid Bull 2022;4:3-66.
- Froes F, Roche N, Blasi F. Pneumococcal vaccination and chronic respiratory diseases. Int J Chron Obstruct Pulmon Dis. 2017;12:3457-68. DOI: 10.2147/COPD.S140378.
- Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma – Langfassung, 4. Auflage. Version 1 2020. AWMF-Register-Nr.: nvl-002. DOI: 10.6101/AZQ/000469.
- Krüger et al. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. (DEGAM). S3-Leitlinie Akuter und chronischer Husten. AWMF-Register-Nr. 053-013. DEGAM-Leitlinie Nr. 11. Stand 02/2021 – Revision geplant 2025.
- Berbudi A et al. Type 2 Diabetes and its Impact on the Immune System. Curr Diabetes Rev. 2020;16(5):442-9. DOI: 10.2174/1573399815666191024085838.