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Herdenimmunität – Schutz für Individuum und Gemeinschaft

Herdenimmunität – Schutz für Individuum und Gemeinschaft

Was bedeutet Herdenimmunität und wen soll sie schützen? Lesen Sie hier, wie der Gemeinschaftsschutz erreicht und wodurch er gefährdet werden kann.

Herdenimmunität – Schutz für Individuum und Gemeinschaft

Impfungen dienen dem Schutz aller Menschen vor ansteckenden Krankheiten. Allerdings gibt es auch Personen, die sich nicht impfen lassen können. Dazu zählen beispielsweise:1

  • Babys aufgrund ihres Alters
  • Personen mit einer chronischen Erkrankung

Diese sind daher darauf angewiesen, dass ihr Umfeld durch eine entsprechend hohe Impfrate Schutz vor Ausbreitung und Ansteckung mit der Krankheit bietet. Das bezeichnet man als Herdenimmunität oder auch Gemeinschaftsschutz, da der eigene Impfschutz zum Schutz der Gemeinschaft beiträgt. Ist eine ausreichende Anzahl an Menschen geimpft, kann das Auftreten einiger Krankheiten sogar verhindert werden.1

Einfluss der Impfquote

Unter der Voraussetzung, dass in einer Region der Anteil der Geimpften in der Bevölkerung hoch ist und die Erreger nur von Mensch zu Mensch übertragen werden, kann sich eine Krankheit dort nicht ausbreiten. Bei Erregern wie beispielsweise Tetanus-Bakterien, FSME- oder Tollwut-Viren, die auch von Tieren weitergegeben werden, ist immer nur ein individueller Schutz der Geimpften möglich.2

Bei Mensch-zu-Mensch-Übertragung kommt es möglicherweise dazu, dass eine einzelne infizierte Person eine zweite ansteckt, doch nach kurzer Zeit verschwindet die Krankheit wieder. Wie hoch die Impfquote in der Bevölkerung sein muss und ab wann Herdenimmunität besteht, unterscheidet sich je nach Erkrankung.2

Wussten Sie schon…?

Bei Masern greift der Herdeneffekt erst ab einer Durchimpfungsrate von 95 %.2
Dagegen kann bei Diphtherie bereits ab ca. 80 % ein Gemeinschaftsschutz erzielt werden.2
Wie hoch die Durchimpfungsrate bei COVID-19 sein muss, damit eine Herdenimmunität erreicht werden kann, ist bisher nicht abschließend erforscht.2

Ziel: Ausrottung von Infektionskrankheiten

Es ist sogar möglich, Infektionskrankheiten langfristig auszurotten, wenn die Bevölkerung zu einem entsprechend hohen Anteil geimpft ist. Dies ist bereits zweimal in Europa gelungen: Die Pocken konnten – sogar weltweit – bis 1980 ausgerottet werden. Außerdem ist Europa seit 2002 auch frei von der Kinderlähmung (Polio). Dies ist den Schluckimpfungskampagnen zu verdanken, die ab 1960 in der DDR und ab 1962 in der Bundesrepublik durchgeführt wurden. Ausschließlich in einigen Ländern Afrikas und Asiens (hier insbesondere in Pakistan) tritt Polio noch auf, da sich dort die endgültige Ausrottung als extrem schwierig erwiesen hat.2

In Nord- und Südamerika konnten die Röteln als einheimische Krankheit bereits eliminiert werden. Allerdings kommt es immer wieder zur Einschleppung der Krankheit.2

Faktoren, die die Impfquote beeinflussen

Die Wirksamkeit von Impfungen und damit die notwendige Durchimpfungsrate werden von zahlreichen Faktoren beeinflusst:2

  • Auswirkungen der Immunität von Müttern auf ihre Neugeborenen
  • Alter bei Impfung
  • Verteilung von Impfstoffen
  • Immunität
  • Individuell verminderte Immunkompetenz durch z. B. Immundefekte

Gefahr durch Impfmüdigkeit

Die größte Gefahr für das Erreichen der Herdenimmunität geht allerdings von Impfmüdigkeit aus. Ist der Anteil der geimpften Bevölkerung zu gering, sind Nicht-Geimpfte nicht mehr mitgeschützt. Erfolgt die Ansteckung dann nicht mehr im Kindesalter, sondern später, kann das besonders gefährlich sein, insbesondere bei folgenden Krankheiten:2

  • Mumps
  • Röteln
  • Polio
  • Windpocken

3 wichtige Maßnahmen für eine Herdenimmunität

Wie können Sie möglicherweise helfen, die Impfquoten zu verbessern und die bestehenden Impflücken zu schließen? Mit den 3 folgenden wichtigen Maßnahmen können Sie das Erreichen einer Herdenimmunität unterstützen.2

  1. Informieren Sie zu impfende Personen über ausstehende Impfungen.3
  2. Händigen Sie Informationsmaterial zur entsprechenden Impfung aus und motivieren Sie zur Durchführung.3
  3. Weisen Sie die Ärzt:innen auf eventuelle Impflücken hin.3

Ein professionelles Impfmanagement mit klaren Abläufen für die Impfberatung und -dokumentation und die gezielte Einladung von Patient:innen zu Impfterminen können dabei helfen.2

Unser Fazit für Sie

Impfungen können die Menschen vor Krankheiten schützen. Allerdings können sich nicht alle Menschen impfen lassen. Sie sind daher darauf angewiesen, dass ihr Umfeld sie durch eine hohe Impfquote mitschützt. Das nennt man auch Herdenimmunität.1 Eine hohe Durchimpfungsrate kann u.a. durch ein entsprechendes Impfmanagement erreicht werden und damit möglicherweise eine Impfmüdigkeit verringern.2

Quellen

  1. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Gemeinschaftsschutz: Schutz für den Einzelnen und die Gemeinschaft. Stand: 2021. https://www.impfen-info.de/wissenswertes/gemeinschaftsschutz/ [eingesehen am 20.04.2022].
  2. Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (vfa). Herdenimmunität: Mit Impfungen sich selbst und andere schützen. Stand: 2021. https://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/impfen/herdenimmunitaet [eingesehen am 20.04.2022].
  3. Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2022. Epid Bull 2022;4:3-66.
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