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7 Tipps zum stressarmen Impfen bei Kindern und Jugendlichen

7 Tipps zum stressarmen Impfen bei Kindern und Jugendlichen

Die Injektion von Impfstoffen kann mit Schmerzen und Stressreaktionen einhergehen. Praktische Tipps dazu, wie Sie diese minimieren können, lesen Sie hier!

7 Tipps zum stressarmen Impfen bei Kindern und Jugendlichen

Nie wieder! Das Impferlebnis beeinflusst die Impfakzeptanz

Angst und Sorge vor möglichen Schmerzen können die Einstellung zum Impfen bei Kindern und Eltern ein Leben lang negativ beeinflussen.1 Als medizinische:r Fachangestellte:r (MFA) haben Sie die Möglichkeit, die Impfakzeptanz durch Ihre Vorgehensweise beim Impfen zu fördern.

Impfungen gehören zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen der Grundgesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen. Sie werden meist von den Kinder- und Jugendärzt:innen durchgeführt.2 Aber auch Sie als geschulte:r MFA können Impfungen auf ärztliche Anweisung übernehmen. Die Haftung verbleibt in diesem Fall jedoch bei den Ärzt:innen.1

Darüber hinaus kümmern sich auch Hausärzt:innen um die gesundheitliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Doch das Impfen von Säuglingen und Kleinkindern kann sehr herausfordernd sein, insbesondere wenn die Patient:innen in der Praxis üblicherweise bereits erwachsen sind. Die ungewohnte Situation kann bei der Person, die die Impfung durchführt, und in der Folge auch beim Impfling Stress auslösen.2

Um Kindern und Eltern die Angst oder Sorge vor möglichen Schmerzen bei einer Impfung zu nehmen, ermuntert die Ständige Impfkommission (STIKO) dazu, die evidenzbasierten Empfehlungen zum schmerzreduzierten Impfen im Praxisalltag anzuwenden. Das Ziel dabei ist letztlich die Impfakzeptanz in der Bevölkerung zu verbessern.1

Was können Sie als MFA dazu beitragen, dass eine Impfung möglichst wenig Schrecken verbreitet? Wir haben 7 Tipps für Sie, wie Sie das Impfen – insbesondere von Kindern und Jugendlichen – stressarm gestalten können.

1. Der Fels in der Brandung ‒ Welches Verhalten hilft den Impflingen?

Die STIKO empfiehlt beim Impfen:1

  • Ruhe auszustrahlen,
  • Kooperativ und sachkundig zu sein,
  • Bei Erklärungen auf einen neutralen Sprachgebrauch zu achten, also sorgfältig zu formulieren, um Angst nicht zu verstärken oder Misstrauen zu fördern,
  • Wichtig: Bitte vermeiden Sie fälschlich beruhigende oder unehrliche Phrasen wie: „Das tut überhaupt nicht weh!”.1

2. Welche Möglichkeiten haben Sie, um Schmerzen zu lindern?

In Einzelfällen können bei Kindern ab der Geburt (Fachinformation beachten) Lokalanästhetika-haltige Schmerzpflaster oder Cremes unter einem Okklusionsverband angewendet werden.1 Die Durchführung kann Ihnen von ärztlicher Seite aufgetragen werden.3 Damit lassen sich mögliche Schmerzen bei der Injektion reduzieren. Bei Säuglingen und Kleinkindern < 12 Monaten ist zu beachten, dass die Pflaster oder Cremes nicht zeitgleich mit Arzneimitteln, die die Bildung von Methämoglobin fördern (z. B. Sulfonamide), angewendet werden sollten.1

Jugendlichen und Erwachsenen mit einer ausgeprägten Angst vor Spritzen kann unter Umständen die Anwendung eines Schmerzpflasters helfen. Bitte berücksichtigen Sie dabei jeweils die empfohlene Mindesteinwirkzeit von 30 – 60 Minuten.1

Auch ein Eisspray kann Schmerz lindern. Die Aufsprühzeit beträgt hier 2 – 8 Sekunden. Im Anschluss an eine Hautdesinfektion können Sie direkt impfen.1

3. Wie können Sie durch Aufklärung die Impfakzeptanz unterstützen?

Zu Ihren Aufgaben als MFA gehört es, über ausstehende Impfungen zu informieren und auch entsprechendes Informationsmaterial auszuhändigen. Es ist wichtig, dass Sie die Eltern möglichst früh – bereits vor dem 1. Impftermin ihrer Kinder (ab 2 Monaten) – über anstehende Impfungen, mögliche Schmerzen im Zusammenhang mit Impfungen die Maßnahmen zur Schmerzlinderung aufklären. Sie können schon bei der U3 mit einer solchen Aufklärung beginnen, um den Weg zum Einsatz schmerzlindernde Strategien beim Impfen vorzubereiten.1

Kinder unter 10 Jahren sollten Sie in Anwesenheit ihrer Eltern impfen.1

Kinder im Alter von ≥ 3 Jahren, Jugendliche und Erwachsene sollten Sie unmittelbar vor der Injektion aufklären. Erzählen Sie ihnen, was bei der Impfung passieren wird und welche Möglichkeiten zur Schmerz- oder Angstlinderung zur Verfügung stehen. Empfehlen Sie beispielsweise das Drücken der Hand von der Mutter oder dem Vater.1

4. Welche Möglichkeiten zur Ablenkung haben Sie?

Säuglinge, die noch gestillt werden, können zur Injektion angelegt werden. Wird allerdings parallel gegen Rotaviren (RV) geimpft, sollte auf das Stillen vor und während der Impfung verzichten werden. Das Stillen zum Zeitpunkt der Impfung kann möglicherweise die Wirkung der RV-Schluckimpfung vermindern. Hier kann ersatzweise ein Schnuller zum Einsatz kommen. Das Nuckeln am Schnuller kann bei Säuglingen schmerzreduzierend wirken.1

Kindern unter 2 Jahren können Sie 1 – 2 Minuten vor der Impfung 2 ml einer 25%igen Glukose-Lösung oder eine andere süße Flüssigkeit geben, sofern sie nicht mehr gestillt werden. Rotavirus-Impfstoffe enthalten Saccharose ‒ es bietet sich bei mehreren Impfungen an einem Termin also an, die RV-Impfung als erstes zu verabreichen.1

Bei Kindern unter 6 Jahren haben Sie auch die Möglichkeit, spielerisch von den Schmerzen direkt vor und nach der Impfung abzulenken: Sie können beispielsweise einen Luftballon aufblasen oder Windrädchen, Seifenblasen oder Spielzeuge anbieten. Auch Videos, Gespräche oder Musik können hilfreich sein.1

Bitten Sie Erwachsene, die eine Impfung unter Stress setzt, zur Ablenkung leichte Hustenstöße abzugeben oder die Luft anzuhalten.1

5. Welche Körperposition eignet sich am besten für die Impfung?

Bitten Sie die Eltern, Kleinkinder unter 3 Jahren zur Impfung auf dem Arm oder auf dem Schoß zu halten. Nach der Impfung empfehlen sich leichtes Schaukeln und Liebkosen.1

Kinder ab 3 Jahren, Jugendliche und Erwachsene sollten Sie in möglichst aufrecht sitzender Position impfen. Die Kinder können dabei auf dem Schoß der Eltern sitzen – dadurch können diese das Stillhalten von Armen und Beinen unterstützen. Bei Patient:innen, die zuvor bei einer Impfung oder einem sonstigen medizinischen Eingriff schon einmal ohnmächtig geworden sind, sollten Sie die Impfung allerdings im Liegen vornehmen.1

6. Welche Injektionstechnik ist empfehlenswert?

Durch eine zügige Injektion können Sie dabei helfen, Schmerzen zu reduzieren.1

Unabhängig vom Alter des Impflings sollten Sie bei der intramuskulären Injektion nicht aspirieren. An den Körperstellen (M. vastus lateralis oder M. deltoideus), die für die Impfung in Frage kommen, verlaufen keine großen Blutgefäße. Daher ist eine Aspiration nicht notwendig.1

Bei mehreren Impfungen am gleichen Termin sollte Sie die schmerzhafteste Impfung als letztes vornehmen. Dies bietet sich z. B. bei den potentiell schmerzhaften Injektionen der Pneumokokken- oder MMR-Impfung an.1

Für die Impfungen gelten hinsichtlich der Nadellänge folgende altersabhängige Empfehlungen:1

7 Tipps zum stressarmen Impfen bei Kindern und Jugendlichen

Tabelle 1: Empfohlene Nadellänge bei Impfungen nach Alter. Erstellt von MSD nach [1].

7. Was sollten Sie bei einer Impfung besser NICHT tun?

Impfmythen können sehr langlebig sein. Auch Ihnen sind sicherlich einige bekannt. Die folgenden 3 Maßnahmen sollten Sie bitte vermeiden, denn sie werden von der STIKO ausdrücklich NICHT zur Schmerzreduktion empfohlen:1

  • Erwärmen Sie nicht den Impfstoff.
  • Reiben oder kneifen Sie nicht die Injektionsstelle.
  • Geben Sie keine oralen Analgetika vor oder während der Impfung.1

Weitere Informationen sowie ein anschauliches Poster finden Sie hier * auf den Seiten des Robert Koch-Instituts!

*Die hier zur Verfügung gestellten aktuellen Meldungen verweisen auf unabhängige Informationsquellen und stellen nicht notwendigerweise die Meinung von MSD dar.

Quellen

  1. Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2022. Epid Bull 2022;4:3-66.
  2. S. Kenntner, J. Liese. So impfen Sie Kinder und Jugendliche völlig stressfrei. MMW Fortschr Med. 2021;163(10):38-41. DOI: 10.1007/s15006-021-9933-4.
  3. Deutsche Akademie für Prävention und Gesundheitsförderung im Kindes- und Jugendalter e.V. (DAPG). Darf die das? Vorsorgen, Impfen, Beratung – Delegierbare Leistungen in der Pädiatrie. Stand: 2020. https://www.dapg.info/wp-content/uploads/2020/07/delegieren-an-mfa.pdf [eingesehen am 30.03.2022].
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