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Weltweite Strategien zur Elimination des Zervixkarzinoms

Weltweite Strategien zur Elimination des Zervixkarzinoms

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft das Zervixkarzinom als präventable Erkrankung ein, welche zu nahezu 100 Prozent durch eine Infektion mit Humanen Papillomviren verursacht wird. Zudem können auch andere Risikofaktoren wie z.B. Rauchen, Aids oder bestimmte Verhütungsmethoden die Entstehung begünstigen.2 Bei frühzeitiger Erkennung und adäquater Therapie kann es zudem heilbar sein.1 Dennoch zählt Gebärmutterhalskrebs immer noch zu den häufigsten Krebsarten und den häufigsten Ursachen krebsbedingter Todesfälle weltweit.1 Die WHO geht zudem davon aus, dass die Zahl der globalen jährlichen Neuerkrankungen zwischen 2018 und 2030 von 570.000 auf 700.000 weiter ansteigen könnte.1 Die weltweite Aufmerksamkeit für die Eliminierung HPV-assoziierter Malignome nimmt indes zu. Neben der WHO haben beispielsweise die Europäische Krebsgesellschaft (ECCO) und das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung Programme zur Elimination von Gebärmutterhalskrebs ins Leben gerufen.3, 4 Eine wesentliche Säule dieser Initiativen ist die Impfung gegen HPV.1, 3, 4

Weltweite Strategien zur Elimination des Zervixkarzinoms

WHO-Strategie gegen Zervixkarzinom

Im November 2020 hat die WHO den Startschuss für ihre globale Strategie zur Elimination des Zervixkarzinoms gegeben.5 Alle 194 Mitgliedsländer haben sich dazu verpflichtet, diese Strategie umzusetzen, so auch Deutschland.5 Im Rahmen der Strategie wurden die Länder aufgefordert, bis 2030 dafür zu sorgen, dass:1

  • mindestens 90 Prozent der Mädchen bis zum Alter von 15 Jahren vollständig gegen HPV geimpft sind.
  • 70 Prozent der Frauen im Alter von 35 und erneut mit 45 Jahren auf Gebärmutterhalskrebs getestet werden,
  • mindestens 90 Prozent der Frauen mit diagnostizierten Vorstufen des Zervixkarzinoms bzw. invasivem Zervixkarzinom eine Therapie erhalten.

Abbildung modifiziert von MSD nach Daten von World Health Organization 2020, Global strategy to accelerate the elimination of cervical cancer as a public health problem, S. 21.

Deutschland: Nationale Dekade gegen Krebs

Auch die ECCO verfolgt mit ihrem Aktionsplan die Eliminierung bestimmter HPV-assoziierter Krebserkrankungen. Der Aktionsplan umfasst u. a. ein flächendeckendes Impfprogramm für beide Geschlechter.3

Auf deutscher Ebene wird die Prävention möglichst vieler Krebsneuerkrankungen durch die Nationale Dekade gegen Krebs, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, angestrebt.4 Dabei spielt die HPV-Impfung eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung gegen bestimmte HPV-assoziierte Krebserkrankungen.4 Hierzulande erhielten im Jahr 2017 4.341 Frauen die Diagnose Zervixkarzinom, das mittlere Erkrankungsalter für ein invasives Zervixkarzinom lag bei 55 Jahren. Demgegenüber standen in 2017 1.587 Todesfälle aufgrund von Gebärmutterhalskrebs. Die relative 5-Jahres-Überlebensrate nach der Diagnose lag bei 67 Prozent.2

HPV-Impfung in Deutschland für Mädchen und Jungen

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die HPV-Impfung bereits seit 2007 für Mädchen. Seit Juni 2018 gilt die Empfehlung auch für Jungen zwischen 9 und 14 Jahren.6 So sollen die Übertragung von HP-Viren durch Männer sowie bestimmte HPV-assoziierte Erkrankungen auch bei Männern reduziert werden.7 Nachgeholt werden kann die Impfung für Jungen und Mädchen kostenfrei bis zum Alter von 17 Jahren.

Seit 2007 wird die HPV-Impfung für Mädchen durch die STIKO empfohlen, welche zunächst nur die Altersgruppe 12-17 Jahre umfasste. Seit 2014 wird die HPV-Impfung als Standardimpfung im Alter von 9-14 Jahren und als Nachholimpfung für die Altersgruppe der 15-17-jährigen Mädchen empfohlen. Im Juni 2018 weitete die STIKO die HPV-Impfempfehlung auf Jungen der gleichen Altersgruppen aus.6

Seit der Kostenübernahme der HPV-Impfung für Jungen durch die gesetzlichen Krankenkassen im Januar 2019 konnte eine gesteigerte Inanspruchnahme dieser beobachtet werden. Bis April 2019 stieg die Anzahl an Erstimpfungen bei Jungen deutlich an und überstieg sogar die der Mädchen.8 Ein Level zwischen 40.000 und 50.000 Erstimpfungen pro Monat hielt in den Folgemonaten an. Damit konnte schon kurz nach der Erstattung der HPV-Impfung für Jungen ein vergleichbares Niveau wie bei den Mädchen erzielt werden (zwischen 27.287 und 50.788 Impfungen pro Monat).8

Gesetzliches Früherkennungsprogramm

Das gesetzliche Früherkennungsprogramm für Zervixkarzinome ermöglicht für jede krankenversicherte Frau in Deutschland zwischen 20 und 34 Jahren einmal jährlich einen Zellabstrich der Zervix (PAP-Abstrich) zur Feststellung von Zellveränderungen. Seit Januar 2020 können Frauen ab 35 Jahren neben der jährlichen gynäkologischen Untersuchung alle drei Jahre einen Test auf HP-Viren durchführen lassen, welcher mit einem PAP-Abstrich kombiniert wird.9

Quellen

  1. World Health Organization 2020, Global strategy to accelerate the elimination of cervical can-cer as a public health problem. Verfügbar unter: https://apps.who.int/iris/rest/bitstreams/1315304/retrieve (eingesehen am 16.03.21).
  2. Robert Koch-Institut, Zentrum für Krebsregisterdaten: Gebärmutterhalskrebs. Verfügbar unter: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Gebaermutterhalskrebs/gebaermutterhalskrebs_node.html#:~:text=Durch%20anhaltende%20Infektionen%20mit%20Hochrisikoviren,und%20ein%20stark%20geschw%C3%A4chtes%20Immunsystem (eingesehen am 09.04.21).
  3. ECCO: Eliminating HPV-Caused Cancers & Diseases in Europe. Verfügbar unter: https://www.europeancancer.org/component/attachments/?task=download&id=126 (eingesehen am 05.02.21).
  4. BMBF Pressemitteilung 046/2020: Karliczek: Impfen rettet Leben! Verfügbar unter: https://www.bmbf.de/de/karliczek-impfen-rettet-leben-11435.html (eingesehen am 05.02.21).
  5. World Health Organization 2020, A cervical cancer-free future: First-ever global commitment to eliminate a cancer. Verfügbar unter: https://www.who.int/news/item/17-11-2020-a-cervical-cancer-free-future-first-ever-global-commitment-to-eliminate-a-cancer (eingesehen am 09.04.21).
  6. Robert Koch-Institut. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut – 2020/2021. Epid Bull 2020; 34: 1 – 68.
  7. Robert Koch-Institut. Wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung der HPV-Impfung für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Epid. Bull 2018; 26. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2018/26/Art_01.html (eingesehen am 09.04.21).
  8. Reuschenbach M et al. HPV vaccination uptake in boys after introduction of gender-neutral HPV vaccination in Germany – a restrospective database analysis (IMS VACCINE ANALYZER). EUROGIN, Dec 4-7, 2019, Monte Carlo, Monaco.
  9. Krebsinformationsdienst (2020): Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung. Verfügbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/gebaermutterhalskrebs/frueherkennung.php (eingesehen am 01.02.21).
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