Beat the heat: Hitze in Praxisalltag & Impfmanagement

Beat the heat: Hitze in Praxisalltag & Impfmanagement

Hitzeperioden haben über die letzten Jahrzehnte in Deutschland zugenommen.1 So sehr sich viele Menschen auch über warmes Wetter freuen: Hohe Temperaturen sind eine Belastung für den menschlichen Körper2 und können ernste Folgen haben3.

Ein Thermometer ragt in einen Himmel mit strahlender Sonne.

Heiß, heißer, Hitze – Wann schadet Hitze der Gesundheit? Die Körpertemperatur liegt in der Regel bei etwa 37°C. Der Körper ist darauf ausgelegt diese zu halten. Ist Abkühlung nötig, fängt der Körper an zu Schwitzen. Durch den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust kann es zu Hitzeerschöpfung kommen. Überwärmt der Körper droht z. B. ein Hitzekollaps oder Hitzschlag.3

Gesunde Erwachsene können ihren Wärmehaushalt in der Regel gut regulieren. Einige Menschen sind jedoch bei Hitze besonders gefährdet, dazu gehören Säuglinge und Kleinkinder sowie u. a.:3

  • Ältere Menschen
  • Menschen, die bestimmte Medikamente einnehmen (wie z. B. Beruhigungsmittel, Antidepressiva oder blutdrucksenkende Mittel)
  • Schwangere und das ungeborene Kind

Ab einer Lufttemperatur von 29°C an mindestens 2 Tagen spricht man von einer starken Hitzebelastung. Lufttemperaturen von ≥ 35°C gelten als extrem. Die Belastung für den Körper ist außerdem noch von weiteren Faktoren, wie z. B. Windstille oder direkter Sonnenstrahlung, abhängig.3

Damit Sie Ihren Praxisalltag auch an sehr heißen Tagen gut meistern können, haben wir 5 praktische Tipps für Sie zusammengefasst.

  1. Lüften & Raumklima

    Ziel ist es die Praxis möglichst kühl zu halten und die Raumtemperatur im Blick zu behalten. Idealerweise sollte die Raumtemperatur zwischen 21°C und 26°C liegen. Bei einer Temperatur von über 35°C sollten diese Bereiche nicht mehr für die Arbeit genutzt werden.4

    Es empfiehlt sich bei heißen Temperaturen eher in den frühen Abend oder Morgenstunden zu lüften. Verschatten Sie die Fenster. Für den Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung eignen sich z. B. Jalousien oder Rollläden. Auch technische Maßnahmen wie Ventilatoren oder Klimaanlagen können zur Temperaturregulation in Räumen beitragen. Bei dem Einsatz einer Klimaanlage ist es wichtig, Fenster und Türen geschlossen zu halten.
  2. Sprechzeiten für potenzielle Risikopatient:innen

    Bieten Sie Sprechzeiten für potenzielle Risikopatient:innen möglichst früh morgens oder abends an. Es empfiehlt sich ggf. auch eine praxisinterne Liste mit potenziellen Risikopatient:innen anzulegen. Falls möglich kann alternativ auch mit Markierungen im Arztinformationssystem gearbeitet werden.5
  3. Verzichten Sie an Tagen mit Hitzewarnung auf Termine für anstrengende diagnostische oder therapeutische Maßnahmen (wie z. B. ein Belastungs-EKG).5
  4. Helfen Sie mit, die Patient:innen in Ihrer Praxis über die Gefahren von starker Hitze und vorbeugende Maßnahmen aufzuklären.
    Infomaterialien wie Aushänge für das Wartezimmer und Praxis Flyer finden Sie z. B. auf der Seite des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit oder beim Hausärztinnen- und Hausärzteverband.
  5. Achten Sie auf sich, ihre Kolleg:innen und die Patient:innen.
    Wenn Sie wissen, worauf Sie achten müssen, können Sie Anzeichen von hitzebedingten Beschwerden erkennen und ggf. geeignete Maßnahmen ergreifen.

Bei starker Hitze auftretende plötzliche Symptome können Anzeichen einer Hitzeerkrankung sein und sollten ernst genommen werden. Achten Sie auf folgende Symptome:2

  • Kalte und feuchte Haut
  • Niedriger Blutdruck und schneller Puls
  • Rasche, schwache Atmung
  • Appetitlosigkeit
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Erbrechen

Bringen Sie Personen, die eines oder mehrere dieser Symptome zeigen, umgehend in eine kühlere Umgebung. Geben Sie der Person etwas Kühles zu trinken und kühlen Sie den Körper nach Möglichkeit aktiv ab (z. B. mit einem Arm-Bad). Informieren Sie ärztliches Personal.2

Sollte der Zustand der Person sich innerhalb einer Stunde nicht verbessern, geht es um die Vermeidung eines Hitzschlags.2

Ein Hitzschlag ist potenziell lebensgefährlich.2 Sollte das ärztliche Personal bei einer Person in der Praxis die entsprechenden Symptome feststellen, sollte der Rettungsdienst informiert werden.

Ein Tipp für außerhalb der Praxis

Beobachten Sie bei einer Person die folgenden Symptome eines Hitzschlags, sollten Sie umgehen den Rettungsdienst informieren:2

  • Bewusstseinseintrübung
  • Mangelnde Reaktion bei Ansprache
  • Hoher/niedriger Blutdruck und/oder
  • Schwere Atemnot

Leiten Sie nach Absetzen des Notrufs Erste-Hilfe-Maßnahmen ein. Bringen Sie die Person in eine kühlere Umgebung und sorgen Sie für aktive Kühlung. Legen Sie hierfür lauwarme feuchte Tücher auf Kopf, Nacken, Hände, Unterschenkel und die Füße. Falls möglich, geben Sie der Person Flüssigkeit.2

Hitzeperioden haben Einfluss auf die verschiedensten Bereiche des Praxisalltags – auch auf das Impfmanagement.

Impfstoffe sind empfindliche biologische Produkte. Sie müssen vor Erwärmung, Licht aber auch Frost geschützt werden. Neben dem Transport und der Lagerung ist auch der Umgang mit Impfstoffen in der Praxis ein wesentlicher Bestandteil der Einhaltung der Kühlkette.6

So lagern Sie Impfstoffe richtig

Impfstoffe sollten in der Regel bei +2°C bis +8°C in der Originalverpackung in einem separaten Kühlschrank gelagert werden. Um den Zielbereich auch bei leichten Schwankungen ausgleichen zu können, empfiehlt es sich eine Temperatur von +5°C anzustreben. Für die Lagerung geeignet sind Spezialkühlschränke, aber auch Haushalskühlschranke ohne Eisfach können genutzt werden. Impfstoffe sollten nicht in der Kühlschranktür gelagert werden und keinen Kontakt zur Innenwand des Kühlschranks haben.6

Mindestens 1x täglich sollte die Lagertemperatur kontrolliert und dokumentiert werden. Hierfür geeignet sind digitale Thermometer, welche die Minimal- und Maximaltemperatur anzeigen, sowie Thermometer-Datenlogger zur fortlaufenden Messung der Temperatur. Das Thermometer sollte mittig im Kühlschrank platziert werden. Alkohol-, Quecksilber-, Bimetall- oder Infrarotthermometer sollten nicht verwendet werden.6

Praxistipp: Impfen bei Hitze

  • Impftermine müssen nicht aufgrund von Extremtemperaturen verschoben werden. Auch bei Hitze oder Kälte können Impfungen planmäßig durchgeführt werden.7
  • Achten Sie bei Hitze insbesondere auf die lückenlose Einhaltung der Kühlkette. Nehmen Sie Impfstoffe daher erst kurz vor der Anwendung aus dem Kühlschrank.6

Falsch gelagert – was nun?

Falsch gelagerte oder eingefrorene Impfstoffe müssen verworfen werden. Bei einigen Impfstoffen kann das Ein- oder Anfrieren zu einer schlechteren Verträglichkeit führen. Auch können durch das Einfrieren Haarrisse in den Ampullen entstehen. Dies kann dafür sorgen, dass die Impfstoffe unsteril werden.6

Zu warm gelagerte Impfstoffe sind unter Umständen nur eingeschränkt oder gar nicht mehr wirksam. Lebendimpfstoffe sind besonders empfindlich, daher muss bei diesen eine lückenlose Kühlkette eingehalten werden.6

Sehens- & lesenswert

Quellen

  1. Robert Koch-Institut (RKI). FAQ zu Klimawandel und Gesundheit sowie Gefährdung durch Hitze. Stand: 11.02.2025. Abrufbar unter: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQs/DE/Klimawandel-und-Gesundheit/FAQ-Klimawandel.html# [eingesehen am 23.09.2025].
  2. Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG). Klima – Mensch – Gesundheit. Hitzeschutz – Tipps für Beschäftigte. Abrufbar unter: https://www.klima-mensch-gesundheit.de/hitzeschutz/beschaeftigte/ [eingesehen am 23.09.2025].
  3. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Gesundheitsinformation.de. Flüssigkeitsmangel (Dehydration) – Wann schadet Hitze der Gesundheit? Stand: 18.10.2023. Abrufbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/wann-schadet-hitze-der-gesundheit.html [eingesehen am 23.09.2025].
  4. Universitätsklinikum Aachen. Hitzeschutz in der Praxis. Stand: 11.09.2023. Abrufbar unter: https://www.ukaachen.de/kliniken-institute/mfa-zfa/alle-beitraege-aus-news/news-5/hitzeschutz-in-der-praxis/ [eingesehen am 28.08.2025].
  5. Hausärztinnen- und Hausärzteverband. Hitze-Manual – Klimaresiliente hausärztliche Versorgung. Stand: August 2023. Abrufbar unter: https://www.haev.de/themen/hitzeschutz [eingesehen am 23.09.2025].
  6. Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2025. Epid Bull 2025;4:1- 75. DOI 10.25646/12971.4.
  7. BARMER. Impfungen und Extremtemperaturen: Hat Hitze Einfluss auf die Wirkung einer Impfung? Stand: 23.04.2025. Abrufbar unter: https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/medizin/impfen/impfen-bei-hitze-1057036 [eingesehen am 23.09.2025].

DE-NON-07613 10/25

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