HPV-Impfung bei Erwachsenen: Wer kommt infrage – und wie erkenne ich geeignete Patienten im Praxisalltag?
HPV-Impfung bei Erwachsenen: Wer kommt infrage – und wie erkenne ich geeignete Patienten im Praxisalltag?
Viele junge Erwachsene ab 18 sind nicht vollständig gegen HPV geimpft. Doch auch sie können noch von einer Impfung profitieren. Dieser Beitrag zeigt Patientenprofile, mit denen Sie geeignete Erwachsene gezielt erkennen und ansprechen können.

Warum ist die HPV-Impfung für Erwachsene wichtig?
Infektionen mit Humanen Papillomviren (HPV) gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen.1 Sie sind sowohl bei der Frau als auch beim Mann weltweit sehr verbreitet und können während des gesamten Lebens auftreten.1–3 So infizieren sich die meisten sexuell aktiven Menschen mindestens einmal in ihrem Leben mit HPV.1
Eine Infektion mit HPV kann neben Genitalwarzen bestimmte Krebsarten verursachen, wie beispielsweise Gebärmutterhalskrebs und Analkarzinome.4 In Deutschland erkranken jährlich etwa 7.000 Frauen und knapp 3.000 Männer an HPV-bedingten Karzinomen.5
HPV-Impfung als wichtigste Präventionsmaßnahme
Die wichtigste Präventionsmaßnahme, um bestimmten HPV-assoziierten Erkrankungen vorbeugen zu können, ist die HPV-Impfung.1 Zur Reduktion der Krankheitslast durch bestimmte HPV-bedingte Tumore empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine frühzeitige Impfung im Alter von 9–14 Jahren.6 Versäumte Impfungen sollen bis zum Tag vor dem 18. Geburtstag nachgeholt werden.6 Doch wie die STIKO bestätigt, können auch junge Erwachsene ab einem Alter von 18 Jahren noch von einer Impfung profitieren.6 Auch wenn es schon zu einer Infektion mit einem oder mehreren HPV-Typen gekommen ist, kann die Impfung trotzdem noch vor den anderen in der Impfung enthaltenen Typen schützen, mit denen man noch nicht infiziert ist.8,9
MFAs haben eine Schlüsselrolle
Von der Impfstoffbestellung über das Erinnern von Patient:innen an das Mitbringen der Impfpässe, den Impfpasscheck und die Information über ausstehende Impfungen bis hin zur Injektion des Impfserums – das Praxispersonal kann durch gezielte Maßnahmen das Impfmanagement in der Praxis unterstützen.6
Doch wie geeignete erwachsene Patient:innen erkennen? Wir unterstützen Sie dabei!
Im hektischen Praxisalltag ist es nicht immer leicht, geeignete Impfgelegenheiten zu erkennen. Patientenprofile helfen dabei, typische Praxissituationen zu identifizieren, in denen sich eine Impfberatung anbietet – auch wenn der Anlass des Arztbesuchs zunächst ein anderer ist. Jetzt Patientenprofile ansehen, gezielt geeignete erwachsene Patient:innen identifizieren und eine Impfempfehlung aussprechen!
1. Junge Erwachsene vor Reisen – Impfpass-Check bei Reiseimpfberatung
Reiseimpfberatung ist ein guter Gesprächsanlass für einen Impfpass-Check.
Typische Situationen:
- Patient:innen kommen zur Beratung für Reiseschutzimpfungen
- Impfstatus ist häufig unvollständig, HPV-Impfung bislang nicht erfolgt
Beispiele:


2. Familiäre Krebsbelastung – hohe Präventionsbereitschaft nutzen
Diese Patient:innen sind oft sehr offen für Impfberatung – auch wenn kein akutes Anliegen besteht.
Typische Situationen:
- Krebserkrankungen in der Familie sensibilisieren für Vorsorge
- Wunsch, etwas für die Gesundheit zu tun und Vermeidung potenzieller Krebsrisiken im Lebensstil
Beispiele:


3. Akute Anliegen– Impfstatus bei Verletzungen prüfen
Auch akute Anlässe bieten die Chance zur Impfberatung – ein Blick in den Impfpass lohnt sich.
Typische Situationen:
- Arztkontakt erfolgt z. B. wegen einer Verletzung, Verbrennung oder eines Infekts
- Impfstatus bleibt häufig unberücksichtigt – außer bei potenziell infektionsgefährdeten Verletzungen. Auch bei Bagatellverletzungen sollte der Tetanus-Impfschutz überprüft werden.
Beispiele:


4. Vorsorgebewusste Erwachsene – Motivation zur Prävention gezielt stärken
Die HPV-Impfung zur Vorbeugung bestimmter HPV-bedingter Krebserkrankungen ist ein wichtiger Baustein in der Krebsprävention.
Typische Situationen:
- Junge Menschen kommen gezielt zur Check-up-Untersuchung
- Interesse an ganzheitlicher Gesundheit vorhanden
Beispiele:


Ihre Praxis kann Ihren Teil zur Aufklärung über HPV und die HPV-Impfung beitragen! Auch Sie können dabei helfen, die Impfquoten zu verbessern und Immunisierungen nachzuholen, sodass mehr Frauen und Männer von einer Impfung zur Prävention von bestimmten HPV-bedingten Krebserkrankungen profitieren können. Sehen Sie sich daher die Maßnahmen-Liste an und machen Sie den Check!
1. Identifizierung geeigneter Patient:innen
- Sprechen Sie erwachsene Frauen und Männer ab 18 Jahren aktiv auf ihren Impfstatus an.
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Nutzen Sie reguläre Praxisbesuche für den Einstieg ins Gespräch. Zum Beispiel:
- „Bringen Sie doch zum nächsten Termin Ihren Impfpass mit, dann prüfen wir Ihren HPV-Impfstatus.“
2. Impfpass einfordern und sichten
- Erinnern Sie bereits bei der Terminvergabe an den Impfpass – z. B. mündlich oder durch einen Hinweis auf dem Terminzettel.
- Nutzen Sie Routinetermine, um den Impfstatus zu überprüfen und fehlende Impfungen im Team abzustimmen.
3. Verständlich informieren und motivieren
- Stellen Sie gut verständliches Informationsmaterial zur Verfügung – idealerweise ohne Fachbegriffe.
-
Zum Beispiel:
- „Etwa 80 % der Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV – viele mehrfach.“
4. Impftermin möglichst zeitnah ermöglichen
- Bieten Sie, wenn möglich, direkt einen Impftermin an – idealerweise noch am selben Tag.
5. Kostenübernahme thematisieren
- Weisen Sie darauf hin: Die meisten gesetzlichen und viele private Krankenversicherungen erstatten die Kosten für die HPV-Impfung auch für Erwachsene bis 26 Jahre.
Weitere Informationen zur HPV-Impfung gesucht?
Sie möchten mehr zur HPV-Impfung bei Erwachsenen erfahren?
Lesen Sie unseren Beitrag: „HPV-Impfung: Auch für junge Erwachsene sinnvoll und wichtig“.
Sie benötigen praxisrelevante Details zu Dosierung, Anwendung oder Kostenübernahme bei Erwachsenen?
Dann empfehlen wir den Beitrag: „HPV-Impfung: Was MFAs zur Verordnung und Abrechnung wissen sollten“ Hier erhalten Sie einen kompakten Überblick darüber, wie geimpft wird, was bei der Anwendung zu beachten ist und wie gesetzliche sowie private Krankenkassen die Impfungen verordnen und abrechnen.
Abkürzungen
HPV: Humane Papillomviren
STIKO: Ständige Impfkommission
Quellen
- RKI. RKI-Ratgeber Humane Papillomviren; Erstveröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin 27/2018. Letzte Aktualisierungen: Dezember 2023 [abgerufen am 13.08.2025]. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_HPV.html?nn=16777040.
- Bruni L et al. Cervical human papillomavirus prevalence in 5 continents: meta-analysis of 1 million women with normal cytological findings. J Infect Dis 2010; 202(12):1789–99.
- Han JJ et al. Prevalence of Genital Human Papillomavirus Infection and Human Papillomavirus Vaccination Rates Among US Adult Men: National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) 2013-2014: (inkl. Supplementary Online Content). JAMA Oncol 2017; 3(6):810–6.
- Deutsches Krebsforschungszentrum (dkfz). Humane Papillomviren (HPV) als Krebs-Auslöser: Absteckung, Krebsrisiko, HPV Test; 2021 [abgerufen am 16.09.2025]. Verfügbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/hpv2.php.
- Robert Koch-Institut. Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu HPV-Impfung und HPV-Infektion; Stand: 07.07.2025 [abgerufen am 16.09.2025]. Verfügbar unter: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQs/DE/Impfen/HPV/FAQ-Liste_HPV_Impfen.html?nn=16906560.
- Robert Koch-Institut (RKI). Ständige Impfkommission. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2025 Epid Bull 2025;4:1- 75; 2025 [abgerufen am 16.09.2025]. Verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2025/04_25.pdf?__blob=publicationFile&v=7.
- Robert Koch-Institut (2025). VacMap – Dashboard zum Impfgeschehen in Deutschland [abgerufen am 16.09.2025]. Verfügbar unter: https://public.data.rki.de/t/public/views/VacMap/HPV_Maindashboard?%3Aembed=y&%3Atabs=n.
- Bayrisches Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Präbention. Die HPV Impfung: Infos für Jugendliche & ihre Eltern [abgerufen am 05.09.2025]. Verfügbar unter: https://www.stmgp.bayern.de/vorsorge/infektionsschutz/humanes-papilloma-virus/.
- Meites E et al. Epdemiology and Prevention of Vaccine-Preventable Diseases: Chapter 11: Human Papillomavirus; 2023 [abgerufen am 05.09.2025]. Verfügbar unter: https://www.cdc.gov/pinkbook/hcp/table-of-contents/chapter-11-human-papillomavirus.html.
DE-NON-07429 09/25
