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Von der Forschung in die Praxis – wie arbeitet die STIKO?

Von der Forschung in die Praxis – wie arbeitet die STIKO?

Jährlich werden die gesammelten, aktualisierten Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) im Epidemiologischen Bulletin veröffentlicht. Wie aber kommen diese Empfehlungen zustande? Nach welchen Kriterien werden sie erarbeitet? Antworten bekommen Sie hier.

The same procedure as every year – die SOP der STIKO

Das Ziel der Standardvorgehensweise (SOP) der STIKO ist ein einheitliches Vorgehen bei der Erstellung der wissenschaftlich abgesicherten Impfempfehlungen. Die SOP gewährleistet dabei die Anwendung internationaler methodischer Standards. Seit 2011 werden auf Basis der SOP die bereits geltenden Impfempfehlungen der STIKO aktualisiert bzw. erweitert und neue Empfehlungen erarbeitet. Die SOP ermöglicht es darüber hinaus auch eine ausdrückliche Nichtempfehlung auszusprechen.1

Fragenkatalog der STIKO-SOP

Der Kern der SOP ist ein Fragenkatalog. Hier werden die jeweils relevanten wissenschaftlichen Inhalte in 6 Gruppen unterteilt:1

Tabelle 1: Hauptinhalte und Aufbau des Fragenkatalogs der SOP der STIKO zur Erarbeitung von Impfempfehlungen. Modifiziert von MSD nach [1].

Wer ist eigentlich die STIKO?

Die STIKO trifft sich normalerweise 3-mal im Jahr zu Sitzungen und berät über neue Empfehlungen. Sie besteht momentan aus 18 Mitgliedern, welche alle 3 Jahre durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und die obersten Landesgesundheitsbehörden neu berufen werden.

Die Mitglieder sind Expert:innen aus verschiedenen Fachdisziplinen aus Wissenschaft und Forschung (z. B. Immunologie, Virologie, Kinder- und Jugendmedizin, Allgemein-, Arbeits- und Reisemedizin), aus dem öffentlichen Gesundheitsdienst und aus der Gruppe der niedergelassenen Mediziner:innen.1 Mögliche Interessenskonflikte oder Befangenheiten müssen von den Mitgliedern regelmäßig vor jeder Sitzung offengelegt werden. Das BMG entscheidet abschließend über die Eignung des Mitglieds zur Berufung. Diese offengelegten Selbstauskünfte sind dabei auch der Öffentlichkeit zugänglich und auf der STIKO-Homepage zu finden.1

Wussten Sie schon….
… dass die Mitglieder der STIKO ehrenamtlich tätig sind?

Priorisierung der Themen

Die Zusammenschau und Bewertung der gesamten zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Daten zu einer Impfung und deren zu erwartenden Effekten auf die Epidemiologie der Erkrankung ist sehr komplex und zeitaufwändig. Es bedarf also entsprechender Ressourcen, die der STIKO durch das Robert Koch-Institut zur Verfügung gestellt werden. Da auch hier die Ressourcen begrenzt sind, muss eine Priorisierung der Themen vorgenommen werden: Dafür stimmt die Kommission zu Beginn ihrer 3-jährigen Berufung über die zu bearbeitenden Impfungen und weitere Themen ab.1

Für die Priorisierung gibt die SOP der STIKO Kriterien vor, die erfüllt sein müssen, damit eine bestimmte Impfung berücksichtigt werden kann. Zu diesen Voraussetzungen zählen:1

  • eine Zulassung des Impfstoffes in Deutschland
  • die Krankheitslast der zu verhindernden Krankheit muss zumindest grob beurteilbar sein
  • Studienergebnisse zu Wirksamkeit und Sicherheit müssen bereits veröffentlicht sein

In die Priorisierung gehen dabei die Aspekte grob geschätzte Krankheitslast, das öffentliche Interesse an einer solchen Impfempfehlung, zu erwartende Chancen und Risiken eines möglichen Impfprogramms und die verfügbaren Ressourcen der STIKO.1

Für hoch priorisierte Themen wird dann eine STIKO-Arbeitsgruppe (AG) gebildet. An dieser sind 2 – 4 STIKO-Mitglieder, 1 – 2 Mitarbeitende der Geschäftsstelle sowie bei Bedarf externe Expert:innen beteiligt. Diese AG erhält dann von der STIKO den Auftrag eine Impfempfehlung zu erarbeiten.1

Wie kommt die STIKO schließlich zu einer Empfehlung?

Auf Basis der Ausarbeitung der wissenschaftlichen Belege wird ein Beschlussentwurf erstellt, über den die STIKO dann abstimmt. Bei Zustimmung wird der Entwurf zusammen mit der wissenschaftlichen Begründung in ein 6-wöchiges Stellungnahmeverfahren gegeben. Betroffene Fachgesellschaften, die obersten Landesgesundheitsbehörden und die Geschäftsstelle des G-BA werden um eine Stellungnahme gebeten. Im Anschluss stimmt die STIKO endgültig ab.1

Die verabschiedete Empfehlung wird dann als Vorabinformation innerhalb von 14 Tagen auf der Webseite der STIKO und in der STIKO@rki-App veröffentlicht.1 Die gesammelten STIKO-Empfehlungen werden jährlich aktualisiert und im Epidemiologischen Bulletin veröffentlicht.

Unser Fazit für Sie:
Das Ziel der STIKO-SOP ist ein einheitliches Vorgehen bei der Erstellung der wissenschaftlich abgesicherten Impfempfehlungen. Der Kern der SOP ist ein Fragenkatalog. Hier werden die jeweils relevanten wissenschaftlichen Inhalte in 6 Gruppen untergliedert. Auf Basis einer Ausarbeitung von wissenschaftlichen Belegen wird ein Beschlussentwurf erstellt, über den die STIKO dann abstimmt. Die verabschiedete Empfehlung wird dann als Vorabinformation innerhalb von 14 Tagen auf der Webseite der STIKO und in der STIKO@rki-App veröffentlicht.1 Die gesammelten STIKO-Empfehlungen werden jährlich aktualisiert und im Epidemiologischen Bulletin veröffentlicht.

Quellen

  1. Harder et al. Die neue Standardvorgehensweise der Ständigen Impfkommission (STIKO): Entstehung, Struktur und Umsetzung. Bundesgesundheitsblatt 2019;62:392-399. https://doi.org/10.1007/s00103-019-02898-x

DE-NON-04243 02/23

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