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Umgang mit Angehörigen

Umgang mit Angehörigen

Umgang mit Angehörigen

Von einer Krebserkrankung ist nicht nur der Patient selbst betroffen, sondern auch Menschen, die ihm besonders nahestehen. Angehörige teilen seine Gefühle wie Angst, Wut, Hoffnung oder Unsicherheit oder pflegen den Betroffenen und nehmen ihm Aufgaben ab. Sicher haben Sie bereits mit solchen Emotionen besorgter oder vielleicht auch aufgebrachter Angehöriger Erfahrung gemacht.

Im Folgenden haben wir Ihnen Tipps für einen gelungenen Umgang mit Familienmitgliedern zusammengestellt, die Gespräche erleichtern und sowohl die Lebensqualität des Pflegenden als auch des Patienten verbessern können.

Mit 4 Fragen den Bedürfnissen von Angehörigen Beachtung schenken

Der Umgang mit einer Krebserkrankung kann Angehörige vor große Herausforderungen stellen: Sie laufen häufig Gefahr, sich physisch und/oder psychisch zu überfordern. Das kann sich zuweilen auch auf ihre eigene Gesundheit auswirken sowie die Versorgung des Patienten beeinträchtigen. Daher sollte den Bedürfnissen von Angehörigen aktiv Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Die Europäischen Krebsligen empfehlen vier zentrale Fragen, um sich ein Bild von der emotionalen Belastung von z. B. betreuenden Angehörigen zu machen:

  1. Hilfsmittel – Haben Sie das, was Sie brauchen, um den Krebspatienten bestmöglich zu versorgen? Hilfsmittel können z. B. Wissen, Zeit, Finanzen oder Unterstützung von außen sein.
  2. Selbstorganisation – Sind Sie in der Lage, mit mehreren Verantwortlichkeiten gleichzeitig umzugehen? Können Sie die Betreuung des Erkrankten mit Ihren alltäglichen Aufgaben vereinbaren?
  3. Selbstpflege – Sind Sie in der Lage, für sich selbst zu sorgen? Zur Selbstpflege gehören z. B. Pflegepausen einlegen, gesunde Lebensgewohnheiten einhalten und eigene Arzttermine wahrnehmen.
  4. Stimmung – Sind Sie in der Lage trotz des Stresses, der mit der Betreuung verbunden ist, eine positive Grundstimmung aufrechtzuerhalten? Hierbei sollten Traurigkeit oder mögliche depressive Stimmungen abgewogen werden.

Empfehlung: Versuchen Sie ein separates Gespräch mit dem Angehörigen zu führen, um einen vertrauensvollen Rahmen zu schaffen, in dem Erfahrungen und Wünsche ausgedrückt werden können.

1 Angehöriger – bis zu 4 unterschiedliche Rollen

Wussten Sie, dass pflegende Angehörige bis zu vier unterschiedliche Rollen auf einmal einnehmen können? Für ein gelungenes Gespräch ist es wichtig, sich diese Rollen vor Augen zu führen.

Die vier Rollen, die Angehörige einnehmen können, sind:

  1. Partner in der Pflege, der (informelle) Pflegeaufgaben übernimmt und den Krebskranken sowohl zu Hause als auch während des Krankenhausaufenthaltes unterstützt.
  2. Quelle für Informationen aus erster Hand über den alltäglichen Gesundheitszustand, die Erfahrungen und das Verhalten des Patienten.
  3. Unterstützungsbedürftige Person aufgrund der Krebsdiagnose und Betreuung des Patienten.
  4. Verwandter oder Freund, der dem Erkrankten emotional nahesteht.

All diese Rollen zu berücksichtigen, kann die Beratung und Zusammenarbeit mit dem Angehörigen erleichtern und dessen Beziehung zum Patienten verbessern, was letztendlich sowohl die Lebensqualität des Angehörigen als auch des Erkrankten steigern kann.

Gespräch mit Patienten und Angehörigen im Videobeispiel: So kann es schief laufen

Im folgenden Video zeigt uns der Psychoonkologe Prof. Volkenandt eine Beispielsituation aus einem Gespräch mit einem Patienten und seiner Partnerin. Schnell läuft dieses aus dem Ruder, als die Bedürfnisse der Angehörigen vom behandelnden Arzt nicht ausreichend berücksichtigt werden. Sehen Sie selbst!

Prof. Volkenandt und zwei Darsteller inszenieren beispielhaft ein Gespräch zwischen einem behandelnden Arzt, seinem Patienten und dessen Partnerin, welches nicht optimal verläuft und in einer Eskalation gipfelt.

Gespräch mit Patienten und Angehörigen im Videobeispiel: So kann es funktionieren

Eine solche Eskalation kann vermieden werden, wenn die Gefühle und Belange von Angehörigen beachtet und im Gespräch thematisiert werden. Lassen Sie sich im nächsten Video davon inspirieren, wie die Situation aufgelöst und für alle Gesprächsteilnehmer zufriedenstellend fortgeführt werden kann.

Prof. Volkenandt und zwei Darsteller inszenieren ein Gespräch zwischen einem behandelnden Arzt, seinem Patienten und dessen Partnerin, welches gut verläuft und beispielhaft veranschaulicht, wie diese anspruchsvolle Situation gemeistert werden kann.

Angebote zur Unterstützung von Angehörigen

Nachdem Sie sich einen Eindruck von dem Befinden pflegender Angehöriger verschafft haben, sollte ein möglicher Unterstützungsbedarf sowie angemessene Interventionen in der Krankenakte und dem Pflegeplan des Patienten aufgenommen werden. Eventuell ist eine Überweisung des Angehörigen durch den behandelnden Arzt an spezialisierte Fachkräfte erforderlich.

Betonen Sie, dass es notwendig ist, seine eigenen physischen und psychosozialen Grenzen zu wahren und verweisen Sie auf Strategien, welche das Wohlbefinden fördern oder zur Selbstpflege anleiten. Idealerweise stellen Sie vollständige Informationen über das verfügbare Unterstützungsangebot bereit samt Hilfsangeboten außerhalb regulärer Arbeitszeiten und in der Nacht sowie Hotlines, professionelle Entlastungspflege und Selbsthilfegruppen.

Weiterführende Informationen

Hier erhalten Sie außerdem nützliche Informationen und Tipps für den Umgang mit Krebspatienten.

DE-NON-01325 03/23